Ihr Ziel ist nicht die Abbildung der Realität oder Dokumentation, was die Fotografie sich zu eigen macht, sondern das Erforschen der fotografischen Möglichkeiten und der Wirkung des Zusammenspiels von Blende, Licht und Verschlusszeit. Von absichtlicher Bewegung der Kamera bis hin zu Verfremdung im Labor durch klassische Labortechniken bzw. mit Bildbearbeitungsprogrammen am Computer ist der experimentellen Auseinandersetzung nahezu keine Grenze gesetzt.
Weitere Techniken der Experimentellen Fotografie sind Doppelbelichtung, Pseudo-Solarisation, Chemogramm, Chemigramm, Fotogramm. Zur Experimentellen Fotografie zählen Subjektive Fotografie, aber auch Dadaismus und Surrealismus. Klonen kann mit Hilfe eines Blitzgerätes realisiert werden. Eine Person oder ein Objekt wird an der zuvor konzipierten Stelle oder entsprechend den gewünschten Bewegungsphasen im völlig dunklen Raum mehrfach eingeblitzt, während der Verschluss der Kamera geöffnet bleibt.
Machalowskis Motive sind überlaufene öffentliche Plätze, Straßen, Veranstaltungen und Kundgebungen, mit analoger Technik auf Schwarz-Weiß-Film gebannt. Durch den Verfremdungseffekt einer langen Belichtungszeit von mehreren Sekunden ist das Resultat aber vom Eindruck des Alltäglichen und Normalen weit entfernt. Wie tentakelbewehrte Lindwürmer und schemenhafte Phalanxen schieben sich die ineinander geblendeten, endlosen Reihen von Passanten an den monolithischen Strukturen der Großstadt vorbei. Sie verstopfen die Eingänge von Kaufhäusern, Stadien und U-Bahn-Stationen, blockieren ein Rollfeld und fluten über Geländer und Treppen ans Licht wie Insektenschwärme. Manchmal korreliert die uniforme Gleichförmigkeit der Masse auf merkwürdige Art mit der geordneten Eintönigkeit der sie umgeben den Architektur. Dann marschieren Geisterhorden scheinbar im Gleichschritt an den ewigen Kasernenwänden unserer tristen städtebaulichen Wirklichkeit vorbei. Manchmal jedoch scheinen die Nebel aus aufgelösten Körpern, Kleidung und Gesichtern die Bauten, Denkmäler und Strukturen um sich herum zu zersetzen und mit sich zu reißen. Das erinnert ästhetisch immer wieder an Stills aus alten Horrorfilmen oder frühe fotografische Experimente der Spiritisten um 1900, lässt aber auch andere, kritischere Gedanken zu: die Erosion des städtischen Raums, die Stadt als symbolischer Raum des kulturellen Gedächtnisses, die Gleichschaltung und Fremdsteuerung des Lebens, Menschen als bewegte Landschaft, eingeebnet und immer wieder hervorbrechend wie undeutliche Erinnerungen.
Frank Machalowski (*1971) kommt aus Berlin, ist Fotograf und lebt in Leipzig. Die Hauptstadt an der Spree ist der große Protagonist seiner frühen Arbeiten, auch in der Bildserie monster. Die Auseinandersetzung mit dem Phänomen Stadt und die anhaltende Faszination für die europäischen „urban landscapes“, zwischen Touristenattraktion und Transitraum, durchziehen seine fotografischen Serien wie ein roter Faden. Nach einem Wirtschaftsstudium arbeitete er 14 Jahre lang als Wirtschaftsberater, bevor er sich 2011 als Fotograf und Künstler selbstständig machte und damit einen radikalen Perspektivwechsel vollzog. Die Stadt als Ort der Geschichte, der endlosen Wertschöpfung und der menschlichen Vermassung erscheint in seinen Bildern ikonisch und entstellt, überlaufen und entrückt zugleich. Die in Stein gemeißelte Ordnung der Dinge wird von Frank Machalowski nicht fraglos dokumentiert, vielmehr in kaltem Schwarz-Weiß als unheimliches Gespensterland inszeniert. Mithilfe von Überblendungen, Mehrfach- und Langzeitbelichtungen manipuliert er das tradierte Wesen des erstarrten Zeitbilds aus der Ecke der kulturtechnischen Funktionen in eine andere Richtung, hin zum Phantom, zu Verwandlung, Ambivalenz und Unkenntlichkeit.
Frank Machalowskis Fotografien gewannen bisher zahlreiche Preise und werden international ausgestellt. So befindet sich beispielsweise ein Werk der Serie multiexpo als permanenter Bestandteil in der Kunstsammlung der französischen Nationalbibliothek in Paris.
Die Lomografie bezeichnet eine künstlerische Praxis, die sich der kreativen und experimentellen Schnappschussfotografie verschrieben hat. Großteils werden mit der Praxis der Lomografie die Kameras und Filme von Lomography verbunden. Es werden aber auch oft andere Kameras mit dem Begriff verbunden, etwa die aus Hongkong stammende Holga. Charakteristisch für Lomographie sind unscharfe Fotos.
Der Begriff Lomografie ist ein Kofferwort aus dem Markennamen der sowjetischen Kamera Lomo LC-A und dem Begriff Fotografie. In den Ländern des Ostblocks waren diese seit 1983 produzierten Kameras wegen Unzuverlässigkeit und schlechter Bildqualität nicht sonderlich beliebt, obwohl es die einzige Sucherkamera mit Innenlichtmessung war, die erhältlich war. Bei der Lomographie sind die technischen Mängel jedoch ausdrücklich erwünscht.
Die Geschichte der Lomografie ist eng verbunden mit der Unternehmensgeschichte von Lomography. 1991 entdeckte eine Gruppe Wiener Studenten in Prag eine kleine Kamera aus sowjetischer Produktion, die Lomo LC-A. Nach der Wende fiel die Nachfrage nach den Lomos ins Bodenlose, die Studenten nahmen Kontakt zum damaligen St. Petersburger Vizebürgermeister Wladimir Putin auf, um das Exklusivvermarktungsrecht zu erhalten. Die Studenten überredeten den russischen Staat, ihnen die gesamte Produktion der Lomo zu überlassen.